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ugly bluz

Swiss band, 1985–1988

Ugly Bluz Chronologied

Herbst 1983 Daniel “Sleepy Dan” Boemle trifft als Mitarbeiter eines Berner Lokalradios den 16-jährigen tschechischen Auswanderer, Kunstgewerbeschüler und Strassenmusiker Lukáš Machata.
Frühling 1984 Boemle und Machata treffen sich anlässlich einer Jam Session in Münchenbuchsee wieder. Boemle ist von Machatas Dust-My-Broom-Gitarrenlick begeistert.
Sommer 1984 Boemle bietet Machata an, in seiner Stones-Coverband Villa Mad als zweiter Gitarrist einzusteigen. Kurz darauf verlässt er jedoch die Gruppe, um mit Machata ein eigenes Projekt zu starten.
Zusammen mit dem Bassisten Joel Kaiser, dessen Schwester Cornelia Kaiser am Piano und dem jungen tschechischen Schlagzeuger Roman Gondolán (Sohn des berühmten tschechischen Musikers Antonín Gondolán) gründen sie Rat Tomago und proben herum.
Herbst 1984 Machata (g) und Boemle (voc/harp) beginnen als Blues-Duo Strassenmusik zu machen.
Oktober 1984 Erster halboffizieller Auftritt des namenlosen Duos im ISC Bern. Mit dabei auch J. Kaiser.
Januar 1985 Machata mag das Wort “ugly”, Boemle mag das Wort “connection”, beide mögen den Blues. The Ugly Blues Connection ist geboren.
16. Februar 1985 The Ugly Blues Connection gehen mit J. Kaiser und dem ehemaligen VillaMad-Schlagzeuger und Jazzliebhaber Christian Wolfarth ins Jürg Tschannens 8-Spur-Werbestudio (ohne dessen Wissen!) und nehmen mit Hilfe des Tontechnikers Hörmi Baumberger 11 Blues-Songs auf, darunter auch den späteren Lokalhit “Dr Chotzi Börger Swing”.
März 1985 Dank ständiger Präsenz in Berns Gassen häufen sich die Anfragen nach regulären Gigs des Duos.
12. April 1985 Der legendäre erste offizielle Auftritt der Ugly Blues Connection im hoffnungslos überfüllten Stadtbach 36. Eine Blues-Orgie mit Boemle, Machata, J. Kaiser, Wolfarth, Pianist Paavo Lüthi, Berthold Debrunner an der Mundharmonika und Hannes Lange als Techniker und “Zusatzbassist”.
Frühling 1985 Weitere Auftritte rund um Bern in wechselnden Besetzungen (auch noch dabei: Gondolán, Saxofonist Thomas Baur, Pianist Martin Pensa, Drummer Bene Joss). Gespielt werden hauptsächlich Blues-Klassiker, geprobt wird wenig.
1. Juni 1985 Einziger Auftritt der Rat Tomago als Vorgruppe von Marianna Polistenas (Cornelias Klavierlehrerin) Sixpack in der Inneren Enge. Das kurze Repertoire besteht vorwiegend aus Eigenkompositionen mit funkigem und jazzrockigem Einschlag.
Sommer 1985 Ugly Blues Connection beglücken einige Berner Openairs und Clubs mit ihrer Anwesenheit. Der Kern ist nun Boemle (voc/harp), Machata (g), Kaiser (b), Pensa (p), Gondolán (dr). Boemle besorgt sich eine Posaune und nach 2 Wochen spielt er bereits sein erstes Live-Solo. Neu dabei auch die deutsche Jazz-Saxofonistin Gitta Kahle.
Herbst 1985 Aufgrund der relativ festen Besetzung und vermehrt eigenständigen Materials wird der Name in Ugly Bluz Connected geändert und Rat Tomago wird aufgelöst.
Weitere Gigs in der Region Bern, zum Teil auch unter anderen Namen (!), wie Peep Show im Gaskessel und Die Buckligen Glöckner in der Inneren Enge mit diversen Gastmusikern.
30. November 1985 Revolutionärer Auftritt am Berner Unifest: das Konzert beginnt mit einem langen Schlagzeugsolo, der Blues ist nur noch im Namen ersichtlich, die eigenen Songs tönen eher nach Jazzrock und Freefunk. Die Besetzung: Boemle (voc/tb), Machata (g), Kaiser (b), Pensa (p), Kahle (ts), Wolfarth (dr).
Dezember 1985 Ugly Bluz mit Gondolán am Schlagzeug nehmen ein paar Punk-Songs für den Undergroudfilm “Zafferlot” von Andreas Berger auf.
28. Dezember 1985 Ein weiterer Ugly-Bluz-Ableger hat in der Inneren Enge Premiere: Freistoss – ein All-Star-Orchester mit Boemle, Machata, Kaiser, Pianist Christian Brantschen, Kuno Lauener und Peter von Siebenthal (beide Züri West), Sam Mumenthaler (damals Z.W., später Phon Roll), Res Spycher (Eleven Up), Renato Cecchet (Pseudo) und dem gelegentlichen Sänger Adriano Robbi spielt Rock- und NewWave-Covers.
Januar 1986 Ugly Bluz Connected nehmen am 6. bei Adi Tosetto ein richtiges Demo auf. Mitte Monat gibt es weitere Wechsel: neben Boemle, Machata, Kaiser und Kahle sind nun Christian Brantschen (p), Tinu Schneider (tp) und der ex-Mixtüür Andi Hug (“dröms”) dabei. Ein paar Gigs folgen.
Februar/März 1986 Unter Hugs musikalischer Direktion wird neues Repertoire vorbereitet. Inspiration kommt von Zappa, Slickaphonics, Red Hot Chili Peppers, James Blood Ulmer und Alex Harvey Band. Dylans “All Along The Watchtower” wird zur Unkenntlichkeit entstellt. Es wird auch beschlossen, von nun an für jeden Auftritt einen anderen Namenszusatz (anstatt “Connected”) zu benutzen.
5. April 1986 Ugly Bluz Infected begeistern den bumsvollen Gaskessel Bern und gewinnen damit die Vorausscheidung für das Rock&Jazzfestival Augst. Die neue Saxofonistin heisst Therese Allemann.
Frühling/Sommer 1986 Ugly Bluz Injected/ Erected/ Delected/ Intellected/ Selected/ Suspected/ Respected spielen rund um Bern, Fribourg und Augst. Ein seltsamer Höhepunkt ist der Bundesplatz-Gig am 20.6. am Jugendfestival Bern vor mehreren Tausend genervten (aufgrund organisatorischen Pannen) Zuschauern. Ugly Bluz sind nun berühmt-berüchtigt für ihre anspruchsvolle kurzweilige Musik (welche nun definitiv nichts mehr mit Blues zu tun hat), seltsame Verkleidungen, avantgardistische Plakate von Machata oder Boemle und Boemles exzessive Bühnenshow.
Sommer 1986 Bägg tu da ruutz – es entstehen zwei weitere Ableger, welche noch ein Jahr weiterexistieren werden: Fat Bag (Alternativbezeichnung: Max Mäusli und die Schattenratten) mit Boemle (voc/harp), Machata (g), Kaiser (b), Beat Rufi (g), Beat Roschi (dr), sowie das alte Boemle/Machata-Duo neu unter dem Namen The Hat Family. Beide Bands spielen den guten alten Blues und sind als Party-Schreck sehr beliebt. Höhepunkt: Fat Bag am 1st Swiss Tattoo Convention im Volkshaus Zürich im Oktober 1986; Folgen: Roschis furchtbar entstellter Oberarm.
Herbst 1986 – Sommer 1987 Ugly Bluz Expected/ Reconstructed/ Incognited/ Band/ Detected/ Exposed/ Reacted/ Wired/ Oxtailed/ Infected/ Vegetabled/ Entitled/ Bargained/ Inspected/ Reflected/ En Virage/ Baked/ Blueschtfahrt/ Glimpsed/ Afternooned/ Checkmated/ Naked/ Elected ögln unter dem Motto “Demnächst in Ihrer Uglomeration” rund um Bern, Thun, Biel, Hunziken, Zürich, Zofingen, Aarau, Langenthal, Luzern, Baden, Sarnen. Christian Germann heisst der neue Saxofonist.
27.-28. Juni 1987 Ugly Bluz Ontaped ziehen sich für ein Wochenende in den Estrich der Karl Kaufmann AG in Thörishaus zurück. Mit dem 8-Spur-Tonband von Hannes Lange nehmen sie ihr aktuelles Programm auf. Die darausentstandene Kassette wird verschickt, verschenkt und gelegentlich auch verkauft. Die historische Mannschaft: Boemle (voc/tb), Machata (g/voc), Kaiser (b/b.voc), Brantschen (keys/acc/b.voc), Hug (dr/b.voc), Germann (ts), Schneider (tp), Lange (Technik).
Herbst 1987 Der Kaiser (Joel) zieht in den Krieg (Rekrutenschule). Die anderen sonstwohin. Am 6. September spielen Ugly Bluz Unlimited am Gurtenfestival. Ugli humanum est.
Winter 1987/88 Ugly Bluz Entrüsted veröffentlichen bei “Calypso Now” eine Kassette mit dem Song “Albisetti”. Die Musik stammt aus der “Zafferlot”-Session (Dez. 1985), der Text – bestehend aus einem Wort: “Albisetti” – ist neu und bezieht sich auf die aktuellen Ereignisse in der Stadt Bern (Räumung der Zaffaraya-Siedlung). Im Dezember 1987 spielen Ugly Bluz Jammed mit Gastmusikern frei-improvisierend in der frischbesetzten Reithalle Bern. Im Februar 1988 gibt es die letzten zwei regulären Auftritte: als Ugli Bluz Coffeïned im Café Mokka Thun und als Ugli Bluz Valentined im ISC Bern. In ugli veritas.
Frühling 1988 Ugli Bluz Q-Hofed (vor allem Machata, Kaiser, Brantschen, Hug und Schneider) arbeiten am Soundtrack für das “Zafferlot 2”-Filmprojekt von Andreas Berger (später als “Berner Beben” gezeigt). Die dabei entstandenen Aufnahmen werden jedoch im Film nicht verwendet.
Sommer 1988 Ugli Bluz Viniled sind auf der LP “BEstand 88” mit dem Song “Ögl Stomp”, Ugli Bluz Digitold auf der CD “BEstand 88” mit den Songs “Ögl Stomp” und “O myších a tak” aus der Thörishaus-Session vertreten. Boemle ist der Mitinitiator des Projekts, Machata ist der Grafiker.
14. Oktober 1988 Ugli Bluz BEzoffen (ohne Germann) spielen anlässlich der BEstand-Plattentaufe im Bierhübeli ihr letztes Konzert. Das Repertoire BEsteht aus entstellten Coverversionen der auf der BEstand-Platte veröffentlichten Songs und aus Fragmenten aus der “Zafferlot 2”-Session – stilistisch als das fehlende Glied zwischen Chet Baker und Henry Rollins einzuordnen. Veni vidi ugli.
Boemle geht nach Zürich, macht Karriere beim DRS3 und spielt 1989/90 bei Männer am Rande, wo er noch einige Ugli-Bluz-Fragmente verwendet.
Hug geht zu Stop The Shoppers.
Machata, Kaiser, Brantschen und der frühere Schlagzeuger Wolfarth gründen 1989 Im Böhmischen Wald, welcher anfangs einige der Ugli-Bluz-Songs weiterverarbeitet und mehrere gemeinsame Konzerte mit Boemles Männer am Rande gibt. 1992 setzt allmählich das Waldsterben ein. Brantschen geht zu Stop The Shoppers, Kaiser zu Soultrain, Machata spielt Zirkus mit Marco Morelli, Wolfarth improvisiert.
Freistoss geben im März 1989 zwei Konzerte ohne Boemle, Lauener und Cecchet, dafür mit Mänu Häfliger als dritter Gitarrist und Sondergast Johnny Penalty alias Housi Wittlin. Im Februar 1991 nehmen sie eine Single auf (ohne Wittlin), welche dann an Freunde verschenkt wird, 1993 gibt es wieder ein Konzert. Die Möglichkeit, dass es in Zukunft nochmals zu irgendeiner Aktion kommen wird, besteht nach wie vor.
21. August 1990 Mini Ugli Blüz bestehend aus Boemle (voc), Machata (g), Kaiser (b), Hug (dr) und Cuno Vollenweider (key – von den Eleven Up) treffen sich im Radiostudio Zürich, um ein paar Songs und Fragmente für das DRS-Hörspiel “So geil” mit Boemle in der Hauptrolle aufzunehmen. Einige dieser Fragmente fliessen ins Repertoire von Im Böhmischen Wald ein.
Aufgezeichnet von Lukáš Machata, Bern im Oktober 1995
P.S.
1997 Freistoss sind wieder auferstanden und tauchen unangemeldet an Robbis Geburtstagfeier auf. Bei der Gelegenheit geben sie noch ein lautes Konzert in einer kleiner Berner Altstadt-Kellerbar. Robbi, Machata, Kaiser, Siebenthal, Haefliger, Mumenthaler, Spycher und neu Bubi Rufener.
Anfang 2000er Jahre Mehrere Anfragen für ein “Reunion-Konzert” der Ugli Bluz Stonefuckingdead werden von Boemle und Machata (inzwischen wieder Nachbarn im Basler Gundeli-Quartier) einstimmig einsilbig beantwortet: Nein.
21. Jahrhundert Machata wird endlich die alten Master-/Acht-Spur-Bänder der Uglies digitalisieren und neu abmischen (sagt er jedenfalls…) – Langes alte Bandmaschine hat er ja schon seit 1995, die Bänder von 1987 sind bei Boemles Umzug 1998 endlich aufgetaucht.
August 2006 Wunder geschehen. Hörmi Baumberger zieht um und findet im feuchten Keller ein Halbzolltonband, angeschrieben mit “Ugly B.C. 1”: das eine Achtspurband der allerersten Aufnahmesession vom Februar 1985. Stöckli Dörrex sei Dank kann Machata das Band restaurieren und wieder zum Laufen bringen und nimmt sich ganz ganz fest fest vor, nächstes Jahr die Analogaufnahmen endlich digital zu überspielen (zuerst kommen aber die Freistoss-Liveaufnahmen dran, das hat er dem Robbi versprochen).
Basel, 2004-2006: kleine Korrekturen und P.S. hinzugefügt
Das Ende
21. Februar 2007 Dänu “Sleepy Dan” Boemle stirbt friedlich an seinem neuen Wohnort im Neuenburger Jura nach einer sehr langen und schweren Krankheit. Er wurde 46 Jahre alt.
6. Mai 2007 Anlässlich der “Boemle Farewell Party” in der Kuppel zu Basel treffen sich Ugly Bluz Revivalchen in nie dagewesener Fülle nach fast 20 Jahren wieder. Brantschen, Hug, Kahle, Kaiser, Machata, Schneider und Wolfarth spielen – ohne geprobt zu haben – den Klassiker “Ball Game” sowie die allerletzte Ugli-Bluz-Komposition “Tage kommen, Tage gehen”. Weitere ehemalige Mitstreiter sitzen im Publikum: Baumberger, Germann, Mumenthaler und Roschi. Der kurze Auftritt ist den verstorbenen Mitgliedern gewidmet: Roman Gondolán (1964-2006), Dänu Boemle (1960-2007) und Hannes Lange (1966-2007)…